Schreiben von Walter Heiler MdL

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06.12.2012 Ich bin fassungslos über die Entwicklung der letzten Tage. Das Verhalten von NSN ist schlicht als unwürdig zu beschreiben. Unwürdig im Umgang mit den vielen Mitarbeitern des Unternehmens.

Sehr geehrter Herr Färber, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von NSN,

mit Bestürzung und Unverständnis habe ich die Entwicklungen um NSN in den letzten Tagen ver-folgt. Erst vor 2 Jahren hatte ich mir gemeinsam mit meinen Fraktionskollegen Claus Schmiedel, MdL und Wolfgang Wehowsky, MdL vor Ort in Bruchsal ein Bild machen können. Schon damals hatte man das Gefühl, dass die Maßnahmen vor Ort keine langfristige Sicherheit mit sich bringen wird. Nun scheint aus diesem Gefühl traurige Gewissheit geworden zu sein.

Nun stellt sich nicht nur mir die Frage, wie es soweit kommen konnte? Im gemeinsamen Schreiben an die Geschäftsleitung vom 22. Juni 2010 wiesen meine Kollegen und ich explizit auf die Lage hin, die wir vorfanden. Ich darf zitieren: "Nach dem Gespräch mit dem Betriebsrat beschleicht mich und meine Kollegen das Gefühl, dass die Pläne zur Umstrukturierung den Standort nicht langfristig sichern werden. Vielmehr haben sich bei uns Zweifel genährt, dass es sich bei dem vorläufigen Konzept um ein Maßnahmenbündel handelt, das ein Sterben auf Raten des traditionsreichen Stand-orts Bruchsal zur Folge haben wird."

Es ist schlimm genug, dass 650 Mitarbeitern von heute auf morgen das Aus droht. Noch schlimmer wird es aber, wenn man diese Botschaft auf einen Art überbracht bekommt, die in der örtlichen Presse als "kaltschnäuzig" und "arrogant" wiedergegeben wird. Ist dies einem Konzern wie NSN würdig? Zudem darf hinterfragt werden, warum die vielzitierte "Standortgarantie" laut Konzern nun nicht mehr greifen soll? Wie kann man die Belegschaft fast 2 Jahre in Sicherheit wiegen und dann von heute auf morgen davon in Kenntnis setzen, in drei bis sechs Monaten keine Arbeit mehr zu haben? Wie kann es kommen, dass Bruchsal vom NSN-Management noch im Februar diesen Jahres als zukunftsträchtiger und geschäftstragender Standort gesehen wurde und nun doch auf einmal vor dem Aus steht?

Ich bin fassungslos über die Entwicklung der letzten Tage. Das Verhalten von NSN ist schlicht als unwürdig zu beschreiben. Unwürdig im Umgang mit den vielen Mitarbeitern des Unternehmens. Unwürdig im Umgang mit selbst geschlossenen Vereinbarungen und eigentlich geltenden Verfah-rensregeln. Und auch unwürdig in der Kommunikation, sowohl nach Innen wie nach Außen. Das Bild, das Siemens Nokia Network in den letzten Tagen abgegeben hat, ist das Bild eines Scherben-haufens. Und dies wird sich nicht allzu schnell wieder richten lassen. Dabei ist dies aber zu ver-nachlässigen, vielmehr geht es um die Mitarbeiter vor Ort, deren Zukunft nun schnellstmöglich ge-regelt werden muss.
Sehr geehrter Herr Färber,
ich hoffe und wünsche, dass die Gespräche, die in den nächsten Tagen anstehen werden, erfolgreich geführt werden. Ich darf Ihnen und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern meine uneingeschränkte Solidarität versichern.

Der NSN in München übersende ich gleichzeitig einen Durchsachlag dieses Schreibens, obwohl ich mir leider fast sicher bin, dass es nicht einmal die Briefmarke wert ist und die Führungsetage in ihrer Kaltschnäuzigkeit wahrscheinlich nur ein unwürdiges Lächeln übrig hat, weil sie ganz offensichtlich die Menschen und deren Schicksal nicht im Geringsten interessieren.

Mit solidarischen Grüßen aus Waghäusel

Walter Heiler MdL

Kopie:
Nokia Siemens Networks GmbH & Co. KG, Operations Management, St.-Martin-Str. 76, 80240 München

Anhang:

Schreiben Walter Heiler MdL

Schreiben Walter Heiler MdL

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Letzte Änderung: 05.12.2012