Rasanter Arbeitsplatzabbau bei Siemens ICN Bruchsal wird fortgesetzt

07.08.2002 Entgegen füheren Meldungen keine Produktionsverlagerung.

Entgegen den für Siemens ICN Bruchsal entspannenden Meldungen aus den letzten 4 Wochen stellt sich nun heraus, daß es zu keiner Produktionsverlagerung aus dem Greifswalder Werk in das hiesige Werk kommt. Dies musste der Betriebsrat per Zufall aus dem Intranet der Siemens AG erfahren. Nach Auffassung der IG Metall Bruchsal ist dies bereits eine grobe Missachtung der Belegschaft und deren Recht, zuverlässige Informationen zu erhalten.

Der Betrieb hatte in Bruchsal in 2001 noch 2088 Beschäftigte, bis August 2002 wurden davon bereits 380 abgebaut. Weitere 130 werden es bis Ende 2002 sein, im nächsten Jahr steht der Abbau von 150 Arbeitsplätzen jetzt bereits fest. Durch die geänderte Entscheidung würden nun noch einmal weitere 140 Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verlieren.

Damit sind bis Ende 2003 noch max. 1300 Arbeitsplätze bei ICN Bruchsal vorhanden. Eine erschreckende Bilanz, die alle Betroffenen auf das höchste alarmieren muss und die Ernsthaftigkeit der Bemühungen der Bereichsleitung tief in Frage stellt.

"Wir sind der Standort, der am meisten bluten soll und bei dem die gesamte Überlebensfähigkeit des Standortes in Frage gestellt wird", so der stellv. Vorsitzende des Betriebsrates, Bernhard Stolzenberger.

Alle Zusagen gegenüber der regionalen Politik wurden nicht eingehalten, strategische Richtungsentscheidungen entziehen sich offensichtlich der Beeinflussung.

Die Belegschaft, der Betriebsrat und die IG Metall fordern die Bereichsleitung auf, eine "Task Force" einzurichten, die alle extern vergebenen Produktionsaufträge der Siemens AG aus dem IT-Bereich danach untersuchen soll, ob die Fertigung in Bruchsal erfolgen kann. "Wir wollen das Recht auf das letzte Angebot. Wir wollen unsere Stärken einsetzen, die wir uns in den letzten Jahren mühevoll erarbeitet haben", so Betriebsrätin Margit Kritzer. "Die hohe Motivation der Beschäftigten, die maximale Flexibilisierung der Arbeitszeit, hohe innere Innovationsfähigkeit bei Gruppenarbeit, hohe Durchsatzgeschwindigkeit in neuen Arbeits- und Organisationsformen: Diese Stärken sind von früheren Werksleitern immer wieder herausgehoben und gelobt worden. Was ist das jetzt noch wert ?" fragt der 1. Bevollmächtigte der IG Metall Bruchsal, Uwe Bordanowicz.
Der Betriebsrat will eine tragbare Gesamtkonzeption. Er hat beschlossen, keine Interessenausgleichs/Sozialplanverhandlungen zu führen, solange die Konzeption nicht auf dem Tisch liegt.

Für die nächsten Wochen hat der Betriebsrat Bundes- und Landtagsabgeordneten sowie die Kandidaten eingeladen, um ihnen die verheerenden Aussichten darzustellen und sie zur Unterstützung aufzufordern. Nichts wird unversucht gelassen, den massiven Arbeitsplatzabbau zu verhindern. Der Geduldsfaden der Belegschaft, des Betriebsrates und der IG Metall ist gerissen.

Letzte Änderung: 21.11.2007