Vielleicht wird dieser Donnerstag, der 27. Juni 2019, als einer der heißesten Tage in die Bruchsaler Annalen eingehen. Nichtsdestotrotz ließen sich nur wenige Metallerinnen und Metaller davon abhalten, an der 2. Delegiertenversammlung des Jahres 2019 im Bruchsaler TRIWO Technopark teilzunehmen.

Zunächst wurden die letzten Ergebnisse aus den Betrieben vorgestellt. Mit der Terex Deutschland GmbH in Bad Schönborn wurde ein langfristiger Anerkennungs- und Ergänzungstarifvertrag abgeschlossen, der u. a. bezahlte erhöhte Arbeitszeit ermöglicht und sechs Ausbildungsplätze garantiert.

Bei John Deere in Bruchsal tritt 2021 ein Ergänzungstarifvertrag in Kraft. Voraussetzung ist, dass die Erweiterung des European Parts Distribution Center (EPDC) mit einem Investitionsvolumen von 15 bis 16 Mio. Euro realisiert wird.

Mit der Vargus Deutschland GmbH in Knittlingen wurde ein betriebliches Entgeltsystem in einem Ergänzungstarifvertrag tarifiert. Der bestehende Tarifvertrag der Neumo GmbH in Knittlingen wurde bis Ende des Jahres verlängert.

Bei der Automatendreherei Klumpp GmbH in Bretten fand eine Versammlung zur erstmaligen Wahl eines Betriebsrates mit 110 Teilnehmern statt. An einer Informationsveranstaltung der IG Metall Bruchsal zu diesem Thema nahmen 120 Beschäftige teil. Die erste Betriebsratswahl bei der Automatendreherei Klumpp ist für den 10. Juli terminiert. Die IG Metall Bruchsal konnte mittlerweile etwa 110 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Firma Klumpp für eine Mitgliedschaft gewinnen.

Im Mittelpunkt der Delegiertenversammlung stand ein Referat von Gewerkschaftssekretär Tom Wolters, der den Delegierten scherzhaft als "Exportartikel aus Niedersachsen" vorgestellt wurde. Bei der Stuttgarter Bezirksleitung arbeitet Wolters im Transformations-Team mit.

Wolters präsentierte die Ergebnisse des Transformations-Atlasses und gab Einblicke in die nächsten anstehenden Initiativen zur Gestaltung in den Betrieben. Daten zur Transformation wurden bisher bundesweit in 1.964 Betrieben erhoben, damit seien 1.703.170 Beschäftigte repräsentiert, so Wolters. Aus Baden-Württemberg lägen Daten aus 317 Betrieben mit etwa 370.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor. Am stärksten vertreten seien hier der Maschinenbau und die Kfz-Branche.

Nach den von Wolters präsentierten Ergebnissen von Befragungen in den Branchen der IG Metall Baden-Württemberg haben vier von zehn Unternehmen keine klare Strategie zur Bewältigung der Transformation, obwohl insbesondere die baden-württembergische Automobil- und Zulieferindustrie sich durch den Technologiewandel stark verändert. Gerade Betriebsräte und Vertrauensleute erwarten einen negativen Beschäftigungstrend, wobei die Künstliche Intelligenz (KI) eher nicht das Hauptthema sein wird, wohl eher die Themen "vernetzte Produktion" und "Produktionsplanung und -steuerung".

In einem knappen Drittel der Betriebe wird damit gerechnet, dass es in der Verwaltung und der internen Logistik zu einem Abbau von Arbeitsplätzen kommt. Allerdings erwarten auch 44 %, dass durch die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle Arbeitsplätze aufgebaut werden. 38 % der Befragten sehen Chancen durch die Digitalisierung der IT, 34 % sehen die Digitalisierung von Produkten als Chance.

Angemahnt wurde von Wolters, dass in 26,7 % der Betriebe keine bzw. in 24,1 % eher keine systematische Personalplanung mitgedacht wird. Ebenso merkte er kritisch an, dass bei der Planung der Transformation Betriebsräte und Beschäftigte häufig außen vor bleiben.

Wolters resümierte, es bedürfe einer Analyse der Auswirkungen auf die Beschäftigungen sowie systematischer Personal- und Qualifizierungspläne, um der Transformation gerecht zu werden. Ebenso müssten die politischen Rahmenbedingungen formuliert werden. Der Transformations-Atlas der IG Metall liefere aber hier eine umfassende Lageeinschätzung und mache Defizite sichtbar. Mittlerweile habe die IG Metall eine Seminarreihe aufgesetzt, um Beschäftigten auf den Weg der Transformation mitzunehmen.