IG Metall Pressestelle 25. April 2005, 12 Uhr Nachrichten
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Hoffnungen auf Aufschwung sinken weiter -
ifo-Index fällt erneut =
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Bau leidet unter Konjunktur und Winter -
Schlechtes erstes Quartal =
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Clement erwartet Wachstum von 1,0 und gut 1,5
Prozent =
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Treffen von Bundeskanzler und Gewerkschaften
am Mittwoch =
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Handwerk fordert Union zu mehr Zusammenarbeit
mit Regierung auf =
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DIW: Umbau der Sozialsysteme brächte 700 000
Arbeitsplätze =
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Studie: Senkung der Sozialabgaben könnte 150
000 neue Jobs bringen =
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Bischof Huber teilt Münteferings Kritik
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Nach Münteferings Wirtschafts-Kritik sollen
Taten folgen =
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Müntefering: Debatte um Wirtschaft dringend
nötig =
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Zeitung: Steinbrück stellt sich hinter
Münteferings Kritik =
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IMK-Chef Horn sieht ökonomischen Kern in
Müntefering-Kritik =
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Möllring (CDU): Länder müssen Streiks
notfalls aushalten =
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Attac verstärkt Kampagne gegen geplante
EU-Verfassung =
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Neue Linkspartei Wahlalternative will auf
Anhieb in den NRW-Landtag =
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IG Metall: Stadt Weida soll Ein-Euro-Jobs
missbraucht haben =
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Ulrich Thöne neuer GEW-Vorsitzender
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Halbleiter-Industrie im Abschwung - Verluste
bei Infineon möglich
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Linde Kältetechnik beruft Betriebsversammlung
ein =
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Salzgitter kürzt Stahlproduktion um 100 000
Tonnen =
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Mindestens 49 Tote bei Zugunglück in Japan
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München (dpa) - Die deutsche Wirtschaft hat die Hoffnungen auf einen spürbaren Aufschwung in den nächsten Monaten weitgehend begraben. Im April verschlechterte sich die Stimmung bei den Firmen zum dritten Mal in Folge. Der ifo-Geschäftsklimaindex ging stärker als von Experten erwartet von 94,0 auf 93,3 Punkte zurück. ‚‚Dies deutet darauf hin, dass die konjunkturelle Dynamik auch in den nächsten Monaten schwach sein wird’’, sagte ifo-Präsident Hans-Werner Sinn am Montag in München. Vor allem in der Industrie und im Großhandel verschlechterte sich die Stimmung.
Der ifo-Geschäftsklimaindex gilt als der wichtigste Frühindikator der deutschen Wirtschaft. Bei drei Anstiegen oder Rückgängen in Folge spricht das ifo Institut traditionell von einer Trendwende. ‚‚In diesem Jahr tut sich nicht mehr viel’’, sagte ifo-Chefvolkswirt Gernot Nerb. Die Stimmung sei querbeet durch alle Branchen gedämpft, mit Investitionen hielten sich die Unternehmen weiter zurück.
Grundlage des ifo-Geschäftsklimaindex ist eine Befragung von etwa 7000 Unternehmen in Deutschland. Im April bewerteten die Firmen vor allem die Aussichten für die kommenden sechs Monate schlechter. Der entsprechende Erwartungsindex sank von 94,6 auf 93,6 Punkte. Ihre aktuelle Situation beurteilten die Unternehmen ebenfalls etwas negativer. Der Geschäftslage-Index ging von 93,3 auf 93,1 Punkte zurück.
Leicht positive Signale gab es im April auf niedrigem Niveau lediglich im Einzelhandel und im Baugewerbe. Eine Trendwende zum positiven ist derzeit nach Einschätzung Nerbs nicht in Sicht.
Mit dem Rückgang des Ifo-Index haben sich die Aussichten für das laufende Jahr weiter verschlechtert. An diesem Dienstag (26. April) legen die sechs führenden Wirtschaftsforschungsinstitute - darunter auch ifo - ihr gemeinsames Frühjahrsgutachten vor. Experten gehen davon aus, dass die Institute ihre Wachstumsprognose deutlich nach unten korrigieren. dpa 25.4., 10.53 Uhr
Berlin (dpa) - Die krisengeplagte deutsche Bauwirtschaft hat die konjunkturelle Talsohle immer noch nicht erreicht. Die Auftragsflaute setzte sich auch in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres fort. Wie der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie am Montag in Berlin mitteilte, sank der Wert der Auftragseingänge im Vergleich zum ersten Quartal 2004 um 17,4 Prozent. Das ist der schlechteste Jahresstart seit Mitte der 90er Jahre.
Das Bauhauptgewerbe zählte im Februar nur noch 660 000 Beschäftigte, nahezu 51 000 weniger als im Vorjahr. Damit hat sich die Belegschaft im Bauhauptgewerbe innerhalb von zehn Jahren halbiert. dpa cs yybb ra 25.4., 10.50 Uhr
Hamburg (dpa) - Die Bundesregierung rechnet nach Informationen der ‚‚Financial Times Deutschland’’ (Montag) mit einem Wirtschaftswachstum von etwa einem Prozent in diesem und 1,5 bis 1,75 Prozent im nächsten Jahr. Bisher hatte Rot-Grün Zuwächse von 1,6 beziehungsweise 1,75 Prozent erwartet. Die Prognosen der Regierungen sind damit noch optimistischer als die vieler Volkswirte. Zuversichtlich stimmt das Wirtschaftsministerium, dass der Ölpreis und der Euro-Kurs mittlerweile wieder sinken. Zudem werde wegen der Hartz-Reformen die Zahl der Erwerbstätigen weiter leicht steigen. dpa gr ra yyzz 25.4., 02.14 Uhr
Berlin (dpa) - Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) wird an diesem Mittwoch mit den Vorsitzenden der Einzelgewerkschaften zu einem Gespräch zusammenkommen. Das bestätigte am Sonntag ein Sprecher der Bundesregierung. Bei dem Treffen, an dem auch Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) teilnehmen wird, werden voraussichtlich die umstrittene EU-Dienstleistungsrichtlinie und die geplante Ausweitung des Entsendegesetzes mit Mindestlöhnen eine Rolle spielen. Nach Angaben des Sprechers ist am Mittwoch auch ein Gespräch des Kanzlers mit dem Präsidium des Bundesverbandes der Deutschen Industrie vorgesehen. dpa ol bk 24.4., 10.38 Uhr
Berlin (dpa) - Das Handwerk hat von den Oppositionsparteien mehr Zusammenarbeit mit der rot-grünen Regierung gefordert. Der Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH), Otto Kentzler, sagte der Zeitung ‚‚Die Welt’’ (Montag): ‚‚Die Oppositionsparteien in Deutschland müssen konstruktiv mitgestalten, sie dürfen nicht nur blockieren. Wir brauchen aber auch eine Opposition, die schlüssige Alternativen zur Politik von Rot-Grün vorlegt.’’ Zugleich verlangte Kentzler von der Bundesregierung mehr Reformbereitschaft. ‚‚Die bisherigen Reformen reichen nicht.’’ dpa gr ra yyzz 25.4., 04.00 Uhr
Hamburg (dpa) - Die Finanzierung einer Reihe von Sozialleistungen über eine höhere Mehrwert- und Einkommensteuer könnte nach Ansicht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) innerhalb weniger Jahre mehr als 700 000 neue Jobs bringen. Das ist das Ergebnis einer Studie, die das DIW im Auftrag des Deutschen Gewerkschaftsbunds angefertigt hat und die der ‚‚Financial Times Deutschland’’ (Montag) vorliegt. Bisher waren die meisten Ökonomen davon ausgegangen, dass eine Steuerfinanzierung der Sozialsysteme wesentlich geringere Vorteile bringt.
In dem Gutachten wird simuliert, wie eine Senkung der Arbeitslosen-, Renten- und Krankenversicherungsbeiträge über Steuererhöhungen finanziert werden könnte. Dabei untersuchen die Volkswirte eine Erhöhung sowohl der Mehrwertsteuer als auch der Einkommensteuer sowie eine Kombination aus beiden zur Gegenfinanzierung.
Eine Reform würde der Simulation zufolge das Wirtschaftswachstum in Deutschland um insgesamt 1,4 Prozentpunkte erhöhen. Die Beschäftigung würde um 1,9 Prozent höher ausfallen als ohne die Reform. ‚‚Sowohl Nettolöhne als auch Nettogewinne nehmen zu’’, schreiben die Volkswirte. dpa gr ra yyzz 25.4., 03.16 Uhr
Nürnberg (dpa) - Die Senkung der Sozialversicherungsbeiträge um einen Prozentpunkt könnte langfristig bis zu 150 000 neue Jobs bringen. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit (BA). Nach Ansicht der Nürnberger Arbeitsmarktforscher wird Abbau von Lohnnebenkosten allein die Beschäftigungskrise aber auf keinen Fall lösen.
Nicht alle der möglichen neuen Stellen würden von bislang arbeitslos gemeldeten Personen besetzt, schreiben die IAB-Forscher Michael Feil und Gerd Zika in der am Montag veröffentlichten Studie. Auch Bewerber aus der so genannten ‚‚Stillen Reserve’’ kämen zum Zuge.
Würde die Senkung der Sozialabgaben durch Einsparungen bei Staatsausgaben finanziert, so bestehe Gefahr, dass die Gesamtnachfrage sinke. Dies bedeute den Verlust weiterer Arbeitsplätze. ‚‚Erst längerfristig würde die Kostenentlastung der Unternehmen ihre Wirkung zeigen und die Beschäftigung wieder zunehmen’’, heißt es in der Studie.
Wichtige Voraussetzung für den Erfolg einer Beitragssenkung sei eine ‚‚unterstützende Lohnpolitik’’ mit möglichst geringen Lohnsteigerungen. Längerfristig halten die Arbeitsmarktforscher eine stärkere Steuerfinanzierung der Sozialsysteme für unausweichlich. dpa sm bs/li 25.4., 11.42 Uhr
Berlin (dpa) - Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, hat sich der Kritik von SPD-Chef Franz Müntefering an kapitalistischen Auswüchsen angeschlossen. Armut und Reichtum drifteten in Deutschland immer mehr auseinander, sagte Huber am Montag im ZDF. Die Wirtschaft nehme ihre ‚‚ureigene Aufgabe’’, mehr Arbeitsplätze zu schaffen, nicht immer ernst.
Auch Familienministerin Renate Schmidt forderte mehr soziales Engagement von Unternehmen. Die Bundesregierung werde bei ihnen den Verfassungsgrundsatz einklagen, wonach Eigentum verpflichte, sagte die SPD-Politikerin auf dem Kongress der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Erfurt.
Der Sprecher der Linken in der SPD-Bundestagsfraktion, Michael Müller, distanzierte sich von Boykottaufrufen gegen Firmen, die im großen Stil Arbeitsplätze abbauen. Dies lasse sich nicht mit Aktionismus beseitigen, sagte er im Südwestrundfunk (SWR). dpa js yydd li 25.4., 11.29 Uhr
Berlin (dpa) - Der scharfen Kritik von SPD-Chef Franz Müntefering an Auswüchsen des Kapitalismus sollen Taten folgen. Nach Informationen der ‚‚Berliner Zeitung’’ (Samstag) will Müntefering in der kommenden Woche in der SPD-Bundestagsfraktion eine Arbeitsgruppe einrichten lassen, die auf Basis der Kritik auch konkrete Gesetzesprojekte vorbereiten soll. DGB-Chef Michael Sommer forderte, die Kritik des SPD-Vorsitzenden müsse konkrete Folgen für die Politik der rot-grünen Bundesregierung haben.
Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Sommer, sagte bei der Eröffnung eines Kongresses der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Erfurt, Müntefering habe zu Recht Unternehmen und Wirtschaftsverbände angeprangert, ‚‚die immer nur fordern und nichts für Arbeitsplätze tun’’. Wenn es stimme, dass Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) eine Umsetzung der Kritikpunkte in konkretes Regierungshandeln ablehne, müsse sich die SPD fragen lassen, welchen Stellenwert die Äußerungen von Müntefering hätten. Clement hatte laut ‚‚Welt am Sonntag’’ zur Wirtschafts-Kritik von Müntefering gesagt: ‚‚Es ändert sich nichts an dem Weg, den wir eingeschlagen haben.’’
Der Vorsitzende des Lufthansa-Aufsichtsrats, Jürgen Weber, drohte, sein Amt als Beauftragter der Bundesregierung für Investitionen aus dem Ausland aufzugeben. ‚‚Wenn sich herausstellt, dass die Kapitalismuskritik grundsätzlicher Natur ist und die wirkliche Einstellung der politischen Elite in Deutschland reflektiert, dann braucht man keine Organisation "Invest in Germany" mehr’’, sagte Weber der ‚‚Welt am Sonntag’’. Zu dem Streit soll es nach Informationen der Zeitung ein Krisengespräch im Kanzleramt geben, an dem auch die Beauftragten Heinrich von Pierer und Klaus Mangold teilnehmen sollen.
SPD-Parteivize Heidemarie Wieczorek-Zeul schlug im ‚‚Spiegel’’ ein internationales Steuer-Register, europäisch abgestimmte Mindeststeuern sowie das geplante Gesetz zur Transparenz bei Managergehältern vor.
Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Jürgen Thumann, räumte im ‚‚Tagesspiegel am Sonntag’’ ein, dass die Unternehmer ein Glaubwürdigkeitsproblem hätten und sich ‚‚auch der sozialen Verantwortung stellen müssen, bevor wir hier Arbeitsplätze abbauen’’. Münteferings Kritik sei dennoch überflüssig: ‚‚Diese Debatte wird auf einem üblen Niveau geführt.’’
Verständnis für die Debatte zeigte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Dietrich H. Hoppenstedt. ‚‚Einige Konzernlenker in Deutschland erwecken den Eindruck, dass ihnen das notwendige soziale Gespür fehlt’’, sagte er der Zeitung ‚‚Die Welt’’ (Samstag). dpa ol/bk yyzz bk 23.4., 19.13 Uhr
Berlin (dpa) - Der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering hat die von ihm ausgelöste Diskussion um Auswüchse des Kapitalismus erneut verteidigt. ‚‚Es war dringend nötig, die Debatte zu beginnen’’, sagte Müntefering am Sonntag in der ARD-Sendung ‚‚Sabine Christiansen’’.
Die Kritik Münteferings an Unternehmen wird nach einer Forsa-Umfrage für RTL von Dreiviertel der Menschen in Deutschland unterstützt. Danach teilen 73 Prozent die Ansicht, dass bestimmte Wirtschaftsvertreter und Großunternehmer Arbeitsplätze vernichten würden, ohne dabei einen Gedanken an die Menschen zu verschwenden. 66 Prozent der Befragten können sich vorstellen, Produkte von Unternehmen zu boykottieren, die im großen Stil Mitarbeiter entlassen oder Arbeitsplätze ins Ausland verlagern. dpa gr yyzz 25.4., 00.29 Uhr
Düsseldorf (dpa/lnw) - Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Peer Steinbrück (SPD) hat seinem Parteivorsitzenden Franz Müntefering Rückendeckung für dessen Kritik an der deutschen Wirtschaft gegeben. Es gebe Manager und Verbandsfunktionäre, die seiner Vorstellung von Vorbildfunktion nicht entsprächen, sagte Steinbrück der ‚‚Westdeutschen Zeitung’’ (Samstag). Sie reagierten zum Teil dünnhäutig auf Kritik, während sie selbst etwa Gewerkschaften scharf kritisierten.
Im Deutschlandfunk griff Steinbrück Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt namentlich an. Von ihm höre er ‚‚immer nur ein weiteres Lamento’’. Der Arbeitgeberpräsident würdige mit keinem Satz, dass die Körperschaftssteuer unter der SPD-geführten Bundesregierung von 45 Prozent auf demnächst 19 Prozent gesenkt werde. Nicht die Steuersätze seien in Deutschland das Problem, sondern die Abgabenlast in der Sozialversicherung. dpa dm yynwm dm 24.4., 04.59 Uhr
Düsseldorf (dpa) - Die Kritik des SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering an der Wirtschaft hat nach Einschätzung des gewerkschaftsnahen Instituts IMK der Hans-Böckler-Stiftung einen tieferen Kern. In den vergangenen 10 bis 15 Jahren habe sich in den Industrieländern die Machtverteilung auf den Märkten von den Arbeitnehmern hin zu den Kapitalströmen verlagert, sagte der Leiter des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Gustav Horn, in einem dpa-Gespräch. ‚‚Das hat zu einer Umverteilung geführt von den Arbeitseinkommen hin zu den Kapitaleinkommen’’.
Horn bezeichnete die Thesen von Müntefering zwar als sehr provokativ, aber aus ökonomischer Sicht durchaus als richtig. Die Privatwirtschaft selber könne sich dieser Entwicklung kaum entziehen, meinte Horn. ‚‚Kapitalströme werden jenseits aller Moral dorthin fließen, wo die höchsten Renditen zu erwarten sind’’.
Dabei sprach der IMK-Chef von Getriebenen auf beiden Seiten. Es müsse auch gefragt werden, ob sich dieses System inzwischen verselbstständigt habe. Werden überzogene Renditeansprüche zu einem allgemeinen Phänomen, unterblieben Investitionen möglicherweise, weil die Ziele zu hoch gesteckt seien. ‚‚Das bringt die Wirtschaft überhaupt nicht voran’’. Vielmehr müssten die Kapitalströme so gelenkt werden, dass sie stärker in realwirtschaftliche Investitionen fließen. ‚‚Das würde zu Wohlstandszuwächsen führen’’.
Mit defensiven Strategien wie Lohnzurückhaltung könne der Wettkampf auf den internationalen Märkten nicht gewonnen werden. ‚‚Es wird weiterhin zu Verlagerungen von Arbeitsplätzen und Standorten ins kostengünstigere Ausland kommen, und das ist zum Teil auch gewollt’’, sagte Horn. Für viel wichtiger hält der Ökonom dagegen verstärkte Anstrengungen bei Innovationen. Diese umfassten nicht nur die Förderung von bestimmten Techniken, sondern das gesamte Bildungssystem. Eine bessere Ausbildung auf allen Stufen führte zu einem höheren Realeinkommen und schließlich einem höheren Wohlstand. dpa ls yynwd ra 24.4., 09.55 Uhr
Berlin (dpa) - Der Vorsitzende der Tarifgemeinschaft der Länder (TdL), Niedersachsens Finanzminister Hartmut Möllring (CDU), sieht nach dem neuerlichen Abbruch der Tarifgespräche für den Öffentlichen Dienst möglichen Streiks gelassen entgegen. ‚‚Sowas muss man notfalls aushalten’’, sagte Möllring am Montag im Deutschlandradio Kultur. Die Länder hätten Zeit. ‚‚Wer unter Zeitdruck verhandelt, der verhandelt schlecht, und schlecht verhandeln, das wollen wir nicht.’’
Die Tarifgespräche waren in der Nacht zu Montag ohne Ergebnis abgebrochen worden. ‚‚Wir konnten uns über die Arbeitszeit nicht einigen’’, sagte Möllring. Die Länder hätten Öffnungsklauseln angeboten, um mehr Spielraum zur Ausdehnung der 38,5-Stunden-Woche zu bekommen. Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di und die Tarifunion des Beamtenbundes (dbb) wollen heute (Montag) den Stand der Verhandlungen bewerten und über das weitere Vorgehen entscheiden. Ein endgültiges Scheitern der Verhandlungen ist nicht ausgeschlossen. Dies könnte Streiks im Öffentlichen Dienst der Länder bedeuten. dpa lm yydd bk 25.4., 07.24 Uhr
Mannheim (dpa/lsw) - Die globalisierungskritische Organisation Attac wird in den nächsten Wochen ihre Kampagne gegen die geplante EU-Verfassung forcieren. Das kündigten Sprecher zum Abschluss des dreitägigen Bundestreffens am Sonntag in Mannheim an. Vor der Bundestagsabstimmung über die europäische Verfassung am 12. Mai plane Attac zahlreiche Protestaktionen in Berlin. Die Organisation kritisiert, dass in dem EU-Verfassungsentwurf ‚‚Militarismus’’ und ‚‚Monetarismus’’ festgeschrieben seien.
In Mannheim einigte sich die Organisation darauf, sich in der Zukunft wieder verstärkt ihren ursprünglichen Themen zuwenden. Die Forderung nach einer ‚‚Internationalisierung sozialer Rechte’’, globalen Steuern und einem gerechten Welthandel sollen wieder mehr in den Vordergrund rücken. dpa ps yyswb hs 24.4., 16.06 Uhr
Düsseldorf (dpa) - Bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen steht die Wahlalternative für Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG) bundesweit erstmals auf den Wahlzetteln. Die neue Linkspartei ist aus Protesten gegen die Arbeitsmarktreformen der Bundesregierung entstanden.
Ändert sich die politische Stimmungslage an Rhein und Ruhr bis zum 22. Mai nicht grundlegend, sind die Chancen der WASG auf den Einzug in den Landtag nicht günstig. In den Umfragen taucht sie bislang in der Rubrik ‚‚Sonstige’’ unter, die derzeit zusammen mit vier bis fünf Prozent der Stimmen rechnen können. Spitzenkandidat Jürgen Klute, ein Sozialpfarrer aus der Ruhrgebietsstadt Herne, ficht das nicht an. ‚‚Wir zielen auf die enttäuschten Nicht-mehr-Wähler’’, sagte er.
Die WASG wird in NRW von Ex-SPDlern und Gewerkschaftern getragen. So ist der Sprecher ihres Landesvorstands Hüseyin Aydin, ein Sekretär der IG Metall, nach 22 Jahren aus der SPD ausgetreten. Auch aus dem ganz linken Lager sind einige dabei. Rund 1500 Mitglieder hat die WASG nach eigenen Angaben im Land. In ihrem Wahlprogramm fordert sie die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich, die Senkung der Lebensarbeitszeit, zusätzlich eine Million Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst und die Rücknahme der Hartz-IV-Reformen. dpa ch yynwd bk 25.4., 04.02 Uhr
Weida/Erfurt (dpa/th) - Die IG Metall beschuldigt die ostthüringische Stadt Weida, Ein-Euro-Jobs für eigene Zwecke missbraucht zu haben. Dagegen habe die IG Metall in Gera im Auftrag von Mitgliedern drei Klagen eingereicht, sagte deren Vorsitzender Wolfgang Lemb am Samstag und bestätigte damit einen Bericht der ‚‚Thüringer Allgemeinen’’. Lemb wisse von etwa 40 Fällen des Missbrauchs - ‚‚und einer viel höheren Dunkelziffer’’. Arbeitslose seien in Weida (Landkreis Greiz) unzulässig etwa zum Schneeräumen und als Kindergarten-Erzieher mit einem Ein-Euro-Job beschäftigt worden.
Nach Einschätzung des Gewerkschaftlers handelt sich bei den Fällen um ‚‚keine zulässigen Aufgaben im Sinne einer Arbeitsgelegenheit’’. Ein Euro-Jobs müssen gemeinnützig und dürfen keine Konkurrenz zum ersten Arbeitsmarkt sein. Die drei Klagen seien beim Arbeitsgericht Gera vor einer Woche eingereicht worden. dpa dö/bö yyth ca 24.4., 10.41 Uhr
Erfurt (dpa) - Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) wird künftig von Ulrich Thöne (53) geführt. Auf den Berliner Berufsschullehrer und Volkswirt Thöne entfielen am Sonntag während des Gewerkschaftstags in Erfurt 268 von 417 Stimmen. 121 stimmten mit Nein, 28 enthielten sich. Dies entspricht einer Zustimmung von 64 Prozent. Thöne, bisher Landesvorsitzender der Berliner GEW, war einziger Kandidat. dpa th yydd gr 24.4., 19.07 Uhr
München (dpa) - Mitten im Abschwung der Halbleiterindustrie versucht der neue Infineon-Chef Wolfgang Ziebart die Verlustquellen bei Europas größter Halbleiterfirma zu stopfen und das Unternehmen auf Profit zu trimmen. ‚‚Ziebart ackert sich durch das Unternehmen durch. Er macht eine richtige Kärrnerarbeit’’, sagt Aufsichtsrat Dieter Scheitor von der IG Metall. Dennoch wird auch Ziebart bei Vorlage der Zahlen für das abgelaufene Quartal an diesem Dienstag (26. April) nicht glänzen können. Die leidgeprüften Infineon-Anleger müssen sich nach Einschätzung von Analysten sogar auf neue Verluste einstellen.
Nach Milliardenverlusten hatte Infineon im jüngsten Halbleiter-Boom nur wenig Geld verdient. Seither haben sich die Rahmenbedingungen in der weltweiten Chipindustrie verschlechtert.
Der frühere Conti-Vize Ziebart hatte im Herbst die Nachfolge des abgelösten Vorstandschefs Ulrich Schumacher angetreten. Der ganz große strategische Schritt ist bisher ausgeblieben. So will Ziebart zum Beispiel an der Speicherchip-Sparte festhalten, die in den vergangenen Jahren für einen Großteil der Verluste verantwortlich war. Stattdessen setzt Ziebart darauf, jedes einzelne Segment genau unter die Lupe zu nehmen, bei Bedarf zu sanieren oder notfalls abzustoßen.
Bei der IG Metall sorgte vor allem die Ankündigung für Ärger, das Münchner Werk zu schließen. Hier wollen die Arbeitnehmer Widerstand leisten, ansonsten hat sich das Verhältnis zwischen Management und Gewerkschaft aber deutlich entspannt. Schumacher hatte unter anderem mit seiner Drohung, den Konzernsitz in die Schweiz zu verlagern, tiefe Gräben aufgerissen. dpa ax yyby ra 24.4., 09.30 Uhr
Wiesbaden (dpa/lhe) - Die Linde Kältetechnik GmbH informiert ihre Mitarbeiter am Donnerstag über die Zukunft der deutschen Standorte. Das in Köln ansässige Unternehmen hat die bundesweit 2600 Beschäftigten zu einer Betriebsversammlung im größten deutschen Werk im Wiesbadener Vorort Mainz-Kostheim zusammengerufen, wie die Wiesbadener IG Metall am Montag mitteilte. Die Gewerkschaft rechnet mit dem Abbau von Arbeitsplätzen. Sogar die komplette Verlagerung der Produktion ins Ausland sei möglich, sagte ein Sprecher am Montag.
Die frühere Kältesparte des Wiesbadener Maschinenbaukonzerns Linde gehört inzwischen zur amerikanischen Carrier Corporation. Sie verhandelt seit zwei Monaten mit dem Betriebsrat über die Zukunft der deutschen Standorte. Allein in Mainz-Kostheim beschäftigt das Unternehmen rund 850 Menschen. Hauptprodukt sind gewerbliche Kühltruhen. dpa ha yyhe rg 25.4., 11.28 Uhr
Salzgitter (dpa) - Der Stahl- und Röhrenhersteller Salzgitter wird wie Deutschlands Marktführer ThyssenKrupp seine Stahlproduktion im zweiten Quartal kürzen. ‚‚Die Salzgitter Flachstahl AG wird zum zweiten Quartal 2005 rund 100 000 Tonnen in erster Linie feuerverzinkter und bandbeschichteter Produkte aus dem Markt nehmen’’, sagte ein Sprecher am Montag der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.
Es handele sich vorwiegend um Materialien für die Bauindustrie, die nach wie vor einen schwachen konjunkturellen Verlauf hat. Ein weiterer Grund für die Kürzung seien hohe Lagerbestände bei den Kunden. Salzgitter rechne damit, dass die Nachfrage zum dritten Quartal wieder ansteige, sagte der Sprecher. Am Freitag hatte ThyssenKrupp angekündigt, im zweiten Quartal rund 500 000 Tonnen weniger Stahl zu produzieren. Grund sind nach Angaben des Unternehmens gestiegene Importe im südeuropäischen Raum und hohe Lagerbestände bei den Kunden. dpa sb/mur yyfx ra 25.4., 11.49 Uhr
Tokio (dpa) - In Japan sind bei dem schwersten Zugunglück seit 14 Jahren am Montag mindestens 49 Menschen ums Leben gekommen. Nach Angaben der Polizei wurden mehr als 300 Menschen teils schwer verletzt. Es werden noch mehr als zehn Menschen in dem Zug vermutet. Das Unglück ereignete sich gegen 9.20 Uhr Ortszeit in Amagasaki nahe Osaka, rund 400 Kilometer von Tokio entfernt. Aus noch unbekannter Ursache entgleisten nach neusten Angaben fünf von sieben Wagen des Expresszugs, woraufhin die beiden vorderen Wagen gegen ein Wohnhaus rasten. Laut Augenzeugen fuhr der 23-jährige Zugführer zu schnell. dpa ln xx kk 25.4., 08.47 Uhr