Mit 60 schafft so gut wie keiner mehr

08.03.2007 Im Alter zwischen 60 und 65 Jahren wird kaum noch ein Arbeitnehmer in den Betrieben der Metall- und Elektroindustrie, der Textilindustrie, der Holz- und Kunststoffindustrie und im Handwerk beschäftigt.

Dies geht aus einer Umfrage der IG Metall Bruchsal hervor, die in den Betrieben Argo-Hytos, Autohaus Konrad, Beru, Blanco KT, Blanco CS, Dieffenbacher, E.G.O. Oberderdingen, E.G.O. Sulzfeld, era contact, Flux, Holzindustrie, John Deere, Neff, Schmid & Wezel, SEW Eurodrive, Siemens A & D, Siemens Networks, Sulzer, Terex Fuchs und MWK mit insgesamt 12900 Beschäftigten in und um Bruchsal und Bretten durchgeführt wurde.

"Vor diesem Hintergrund die Rente mit 67 einführen zu wollen, ist ein "totaler Unsinn", erklärte Eberhard Schneider, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Bruchsal.

Nach der Umfrage, die natürlich nicht repräsentativ ist, sich aber gleichwohl mit anderen statistischen Erhebungen deckt, finden in den untersuchten Bruchsaler Betrieben 98,1% der Befragten die Einführung der Rente mit 67 für falsch. Dabei befürchten 39,5 % eine Erhöhung der Arbeitslosigkeit, 38,5 % erwarten Abschläge bei der Rente und 22 % befürchten tatsächlich bis zum 67. Lebensjahr arbeiten zu müssen. Betrachtet man die Arbeits- und Leistungsbedingungen in den Betrieben, so erklären 53,5 % der Befragten, dass sich diese in den letzten Jahren verschlechtert haben, 24,5 % sagen, es hätte sich nichts verändert und nur 22 % erklärten, eine Verbesserung hätte stattgefunden.

Befragt, ob die derzeitige Tätigkeit bis zum 67. Lebensjahr ausführbar sei, antworteten 88,4 % mit Nein! Eine große Anzahl sprach sich zudem für die Verlängerung des Altersteilzeitgesetzes aus, nämlich 94,7 %.

"Die Politiker, die in dieser Woche die Rente mit 67 im Bundestag verabschieden wollen, haben von der betrieblichen Realität keine Ahnung", so Schneider. "Sie bleiben auch die Antwort schuldig, wo die Arbeitsplätze herkommen sollen. Zudem ignorieren sie vollkommen, dass es viele Kolleginnen und Kollegen gibt, die heute schon das Renteneintrittsalter von 65 Jahren nicht mehr erreichen, weil sie nach einem langen und harten Arbeitsleben ganz einfach kaputt sind. Für die IG Metall ist die Rente mit 67 so überflüssig wie ein Kropf."
CDU, CSU und SPD wollen damit ja nicht, wie sie immer behaupteten, die Rente sicherer machen. Im Gegenteil: das neue Gesetz bringt, wenn es denn kommt, massive Rentenkürzungen, bedeutet Armut im Alter, erhöht die Massenarbeitslosigkeit, spielt Alt gegen Jung aus und treibt die Privatisierung der Rente voran.
Allein die Notwendigkeit der Rente mit 67 mit der Altersentwicklung zu begründen, zeigt wie armselig die Argumentation der Bundesregierung ist. Es kommt auf die Zahl der Beitragszahler und die Produktivitätsfortschritte an, um eine auskömmliche Rente im Alter zu garantieren. Im letzten Jahrhundert hat sich die Zahl der über 65-jährigen verdreifacht. Trotzdem ist die Gesellschaft reicher geworden, so Schneider. Es kommt in Zukunft darauf an, wie der Reichtum verteilt wird. Man kann mit immer weniger Menschen immer mehr herstellen. Dies darf aber nicht zu Lasten der Beschäftigten gehen.

Die IG Metall Bruchsal fordert alle Bundestagsabgeordneten aus dem Wahlkreis Bruchsal und Bretten auf, am Freitag bei der Abstimmung um die Rente mit 67 mit NEIN zu stimmen. Die Rente mit 67 ist ungerecht und unsozial. Gerade Bundestagsabgeordnete die nach 18 Jahren Bundestag schon mit 55 in Rente gehen können, sollten sich mal fragen, ob sie es verantworten könnten, der Bevölkerung so ein Gesetz aufs Auge zu drücken.

Letzte Änderung: 21.11.2007