Deutsche Waren heiß begehrt
Im Mai verkauften die Unternehmen jenseits der Grenzen Güter im Wert von 79,1 Milliarden Euro. Das waren 9,3 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt meldet. "Der deutsche Außenhandel wächst
weiter stabil", freut sich der Branchenverband BGA. Allerdings betrachten Ökonomen einige der jüngsten Außenhandelszahlen aus Wiesbaden auch skeptisch.
Der Einfuhrwert nahm im Mai im Jahresvergleich um 3,4 Prozent auf 61,6 Milliarden Euro zu. Damit übertrafen die Exporte den Wert der Importe um 17,5 Milliarden Euro. Im Mai vorigen Jahres hatte der Saldo "nur" 12,8 Milliarden
betragen. In den ersten fünf Monaten erreichte der Überschuss mit 81,3 Milliarden Euro nach Angaben des Bundesamtes sogar Rekordhöhe. Wegen des zuletzt gestiegenen Überschusses erwarten Volkswirte wie Matthias Rubisch
von der Commerzbank, dass der Außenhandel anders als im ersten Quartal einen wichtigen Beitrag für das Wirtschaftswachstum im zweiten Quartal liefern wird.
Industrieproduktion wächst deutlich
Allerdings sanken die Ausfuhren im Monatsvergleich von Mai gegenüber April dieses Jahres kalender- und saisonbereinigt um 0,7 Prozent. Ein geringfügiger Rückgang in einem Monat sei nicht ungewöhnlich, heißt es in Wiesbaden. Ein solches Minus sei zwar "kein Beinbruch", meint Rubisch. Allerdings sei der Export in den vergangenen Monaten insgesamt etwas schwächer geworden. Der jüngste Rückgang sei schwer zu erklären, fügt der Experte hinzu, weil er nicht ins Bild passe. Denn die Bestellungen für die hiesige Industrie aus dem Ausland waren im Mai deutlich gestiegen. Und die Industrieunternehmen produzierten 2,3 Prozent mehr als im April, wie jetzt das Bundeswirtschaftsministerium bekannt gab.
Bei den Importen fiel das Minus im Monatsvergleich laut Bundesamt mit 3,6 Prozent deutlicher aus als bei den Exporten. Auch dies ist, so die Statistiker, nicht ungewöhnlich. Nach Ansicht von Rubisch könnte der Rückgang aber darauf hindeuten, dass die Inlandsnachfrage im zweiten Quartal gesunken ist. Damit würden Hoffnungen enttäuscht, die Binnennachfrage werde nach der Delle durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer zu Jahresbeginn nun dank sinkender Arbeitslosenzahlen, Lohnerhöhungen und steigender Investitionen zulegen.
Etliche Volkswirte hatten erwartet, dass das Bruttoinlandsprodukt, das im ersten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 0,5 Prozent gewachsen war, im zweiten Quartal um 0,7 Prozent gestiegen ist. Rubisch glaubt nun aber, dass dies nicht mehr zu halten sei und schätzt das BIP-Wachstum eher auf 0,3 bis 0,4 Prozent - getragen vor allem vom Außenhandel.
Pressebericht aus der Frankfurter Rundschau vom 10. Juli 2007Letzte Änderung: 21.11.2007