Berufsbildung
I. Gute Arbeit und qualifizierte Ausbildung für die Menschen
Wir, Betriebsräte und Jugend- und Auszubildendenvertreter/innen der IG Metall treten ein: für eine ganz-heitliche Arbeitsgestaltung, eine faire Beteiligung der Arbeitnehmer/innen und einen tarifvertraglichen Schutz. Das ist
unser Anspruch an gute Arbeit! Statt für "Länger, Schneller, Härter" stehen wir für "Besser, Intelligenter und Qualifizierter".
Bisher legt die duale Berufsausbildung den Grundstein für dieses effektive und erfolgreiche Lernen und Arbeiten. Wir meinen, dieses Berufsbildungssystem, mit seinen Stärken für die Wirtschaft und die Arbeitnehmer,
dürfen wir nicht leichtfertig preisgeben! Managementkonzepte, die sich nur noch an Rendite-Benchmarks und am kurzfristigen Shareholder-Value orientieren, lehnen wir ab. Innovation und Qualifikation sind Schlüssel zur
Zukunftssicherung in der Arbeitswelt und der Facharbeit. Eine qualifizierte umfangreiche Ausbildung und innovative Arbeitskonzepte, die auf die Kompetenz der Arbeitnehmer setzen, gehören zusammen. Eine tayloristischen
Arbeitskonzepten folgende Zerstückelung der Berufsausbildung hat keine Zukunft und ist deshalb der falsche Weg.
II. Ausbildungsberufe sind am Arbeitsmarkt anerkannt und geschätzt
1,6 Millionen junge Menschen, die eine berufliche Erstausbildung absolvieren, und jährlich über 700.000 Ausbildungsplatzbewerber/innen zeigen den nach wie vor herausragenden Stellenwert des dualen Be-rufsbildungssystems.
Dennoch verschließen wir nicht die Augen vor den strukturellen Problemen, die es ohne Zweifel gibt. Nur rund 23 Prozent aller Betriebe bilden aus, jährlich finden hunderttausende Jugendliche keinen betrieblichen
Ausbildungsplatz. Diese Probleme können und müssen wir durch strukturelle Weiterentwicklungen des Dualen Systems der Berufsausbildung lösen. Hier besteht erheblicher Reformbedarf. Unsere Lösungsvorschläge zielen
auf:
Europäische Kernberufe, orientiert an den Arbeits- und Geschäftsprozessen in den Unternehmen.
Eine gesetzliche Finanzierungsregelung für die Berufsausbildung. Unternehmen müssen Investitionen in Maschinen, Anlagen und die Qualifizierung der erforderlichen Fachkräfte sichern.
Annerkennung der beruflichen-betrieblichen Bildung als Teil eines öffentlich kontrollierbaren Gesamtbildungssystems.
Die berufliche Erstausbildung ist für uns kein starres Konzept, sondern ein gestaltbarer Bildungsprozess, der sowohl für Arbeitnehmer/innen als auch für die Unternehmen einen verlässlichen Einstieg in einen le-benslangen Lernprozess bietet. Darin sind sich im übrigen Handwerk, Maschinenbau, Institute der Arbeitswissenschaft und die Mehrheit der berufspädagogischen Forschung mit uns einig.
Lernen, orientiert an den Arbeits- und Geschäftsprozessen in den Unternehmen, vermittelt eine ganzheit-liche Handlungskompetenz. Können, Verstehen und Gestalten, nicht nur Wissen, sind die Ziele einer modernen, betrieblichen Berufsausbildung. Berufliche-betriebliche Ausbildung bildet über einen mehrjährigen Entwicklungsprozess fachlich, persönlich und sozial aus, trägt so dazu bei, die Beschäftigungsfähigkeit und die Einkommenschancen der Menschen zu sichern.
III. Zeichen setzen: Europäische Kernberufe entwickeln
Die zu erfüllenden Aufgaben in den unterschiedlichsten Arbeitsprozessen sind nicht an nationale Grenzen gebunden. Beispielsweise ein Mechaniker oder eine Informatikerin müssen überall gleiche Anforderungen erfüllen. Die auf Arbeitsprozesse bezogenen Berufe ermöglichen es, über die Ländergrenzen hinweg europäische Kernberufe heraus zu bilden, ohne mit den unterschiedlichen Bildungssystemen zu kollidieren. Zu beschreiben sind die Kompetenzen, die eine Fachkraft beispielsweise in der Mechanik, zu erfüllen hat. Dazu ist es notwendig, dass zwischen den Sozialparteien ein Dialog über Berufe auf europäischer Ebene geführt wird. Das Konzept der Bündelung von Einzelberufen zu europäischen Kernberufen ist ein bedeutender Beitrag zu einem wissensbasierten und erfolgreichen europäischen Wirtschafts- und Sozialraum.
Wir wollen den europäischen Kernberuf als modernes und zukunftsweisendes Bildungskonzept für Europa. Leitbild einer qualifizierten Berufsausbildung ist dabei die fachlich und sozial kompetente Fachkraft.
Wir brauchen eine europäische Berufsbildungspolitik, die
Prinzipien moderner Beruflichkeit als Klammer für einen effektiven Bildungsprozesses verwendet, transparente und dynamische Berufsbilder gemeinsam mit den Sozialparteien entwickelt und lebensbegleitende Aus- und Weiterbildung absichert.
Unsere Perspektive sind Europäische Kernberufe, die breites Basiswissen zur Verfügung stellen und zugleich eine sinnvolle Vertiefung einschließen. Wir wollen nicht nur für einen Arbeitsplatz oder gar für die
Arbeit an einer Maschine ausbilden, sondern für ein Feld verwandter Tätigkeiten.
Kompetenzen in Arbeits- und Geschäftsprozessen entwickeln, die berufliche und persönliche Identität der Arbeitnehmer/innen fördern.
allen jungen Menschen in Europa eine Berufsausbildung ermöglicht. Die Berufsausbildung muss die unterschiedlichen Vorraussetzungen der Auszubildenden berücksichtigen und gegebenenfalls besondere Stütz- und
Fördermaßnahmen zur Verfügung stellen.
Frankfurt am Main, 30. August 2007
Letzte Änderung: 21.11.2007