IG Metall Bruchsal ist kampfbereit

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27.05.2008 Die IG Metall verhandelt mit dem Arbeitgeberverband Südwestmetall über eine tarifvertragliche Regelung zu einer "neuen Altersteilzeit".

"Die Positionen liegen aktuell meilenweit auseinander", berichtete der Bruchsaler IG Metall Geschäftsführer Eberhard Schneider am Montag bei der Regionalkonferenz in Büchenau. Am 4. Juni endet die Friedenspflicht.

Der bisherige Tarifvertrag zur Altersteilzeit sei ein Erfolgsmodell gewesen, betonte Schneider; die Kosten für die Arbeitgeber hätten sich nahezu amortisiert. Wesentlichen Anteil daran hatte die finanzielle Förderung durch die Bundesagentur für Arbeit (BA). Diese Förderung läuft nach heutigem Stand Ende 2009 aus, und mit ihr - weil daran gekoppelt - auch der Tarifvertrag. Die IG Metall hat den Vertrag im März vorsorglich gekündigt, um neu verhandeln zu können.

Es sei auch in Zukunft dringend notwendig, älteren Beschäftigten einen Ausstieg aus dem Berufsleben durch Altersteilzeit zu ermöglichen, sagt die Gewerkschaft und macht vor allem zwei Gründe geltend.

Erstens: der gesundheitliche Aspekt. Viele Arbeitnehmer seien den körperlichen, in wachsendem Maß auch den psychischen Belastungen in der heutigen Arbeitswelt nicht bis zur Rente mit 65 oder 67 Jahren gewachsen. "Die wenigsten gehen freiwillig raus. Die können einfach nicht mehr", berichtete Gunter Bleier, Betriebsratsvorsitzender bei John Deere in Bruchsal. Seine Kollegen Thomas Bohlender (Schuler SMG in Waghäusel) und Michael Oechsner (Blanco in Sulzfeld) bestätigten dies.

Zweitens: der demografische Aspekt. Ohne das Instrument der Altersteilzeit drohe eine Überalterung der Belegschaften, warnen die Gewerkschafter. Mitarbeiter, die in Altersteilzeit gehen, würden fast immer durch jüngere Kräfte ersetzt.

In den aktuellen Verhandlungen für Baden-Württemberg, die Pilotcharakter haben, möchte die IG Metall einen Abschluss erzielen, der auch ohne BA-Förderung funktioniert. Die Arbeitgeber müssten im allseitigen Interesse einen Teil der Lasten übernehmen, fordert Eberhard Schneider

Die IG Metall will einen kollektiven Anspruch auf Altersteilzeit durch erzwingbare Betriebsvereinbarungen und eine verbesserte materielle Ausstattung vor allem für die unteren Entgeltgruppen erreichen - gerade in diesen Gruppen gebe es viele Arbeitsplätze mit hohen Belastungen, erklärte Schneider. Abfindungsregelungen müssten an die geänderten rentenrechtlichen Rahmenbedingungen angepasst werden. Im Übrigen müsse das Modell Altersteilzeit auch künftig Chancen für die Übernahme Auszubildender schaffen.

Warnstreiks wahrscheinlich

Bei den zwei Regionalkonferenz der IG Metall am Montag und Mittwoch in Büchenau und Flehingen, werden mehr als 100 Gewerkschaftsvertreter aus Betrieben im Bereich Waghäusel, Bruchsal, Bretten, Kraichtal und Maulbronn teilnahmen, sei eine deutliche Bereitschaft erkennbar gewesen, für dieses Thema nötigenfalls zu streiten, erklärte Schneider. Nach Ablauf der Friedenspflicht seien Warnstreiks in der Region "sehr wahrscheinlich", falls bis dahin keine Einigung zustande kommt.

Um den Forderungen Nachdruck zu verleihen, waren die Bruchsaler Metaller am letzten Montag mit ca. 100 Teilnehmer bei den dritten Tarifverhandlungen in Stuttgart-Degerloch angereist.

Letzte Änderung: 26.05.2008