Ursache für fehlende Fachkräfte
Die IG Metall hat der Wirtschaft vorgeworfen, zu wenig für die Sicherung des Fachkräftebedarfs zu tun. "Es gibt in manchen Regionen, wie in Teilen von Ostdeutschland oder in manchen Berufen, Arbeitskräftemangel. Für mich sind das hausgemachte Fehler der Betriebe und der deutschen Wirtschaft selbst", sagte Berthold Huber, Erster Vorsitzender der IG Metall, am Dienstag in Essen auf einer Tagung von IT- und Engineering Beschäftigten. Die Schwierigkeiten der Betriebe, offene Stellen zu besetzen, deuteten auf die fehlende Attraktivität der unbesetzten Arbeitsplätze hin. Gerade für akademische Berufsanfängerinnen und Berufsanfänger sei die IT-Branche noch nicht attraktiv genug, betonte Huber. "Mit einem Absenken der Einkommen, mit Leiharbeit, Befristungen, Werkverträgen und anderen Formen der prekären Beschäftigung gelingt das nicht", kritisierte Huber. Sichere Arbeitsplätze und ein gutes Einkommen seien der Garant, um Fachkräfte zu gewinnen und zu halten.
Nach einer noch unveröffentlichten Studie im Auftrag der IG Metall beurteilen rund Dreiviertel der befragten Hochschulabsolventen im Organisationsbereich der IG Metall ihre eigene berufliche Situation als zufriedenstellend. Seit 1989 ist aber der Anteil befristeter Arbeitsverhältnisse bei dieser Beschäftigtengruppe um zehn Prozentpunkte auf 22 Prozent gestiegen. Knapp jeder zehnte Hochschulabsolvent (neun Prozent) hat nach dem Studium Erfahrungen mit Leiharbeit gemacht. Zudem habe die letzte Entgeltanalyse der IG Metall für die Informationstechnologie- und Telekommunikationsbranche gezeigt, dass die Entgelte von 2010 auf 2011 um nur 1,5 Prozent gestiegen sind. Besonders gering ist dabei der Anstieg im Entwicklungsbereich, in dem ein Fachkräftemangel vorhergesagt worden war, ausgefallen.
Huber erteilte der Sicherung des Fachkräftebedarfs etwa durch Zuwanderung von hochqualifizierten Fachkräften aus dem außereuropäischen Ausland eine Absage. Deshalb lehne die IG Metall die Forderung des Branchenverbandes Bitkom ab, das Mindesteinkommen bei der Zuwanderung von qualifizierten IT-Fachkräften aus dem nicht europäischen Ausland von 66.000 Euro auf 40.000 Euro herab zu setzen. "Damit würde das Einkommensgefüge in der gesamten IT-Branche unter Druck geraten und nur Lohndumping gefördert", kritisierte Huber. Die Engpässe auf dem IT-Arbeitsmarkt ließen sich beheben, wenn die Unternehmen die richtigen Weichen stellen würden und mehr Ausbildungsplätze schafften, eigene Beschäftigte weiterqualifizierten und älteren Fachkräften, Frauen und erwerbslosen IT-Spezialisten bessere berufliche Chancen bieten würden. Zur besseren Nachwuchssicherung sei auch das Bildungssystem gefordert. Huber forderte, junge Menschen und Frauen stärker als bisher für mathematische und naturwissenschaftliche Berufe zu interessieren, den Zugang zur Hochschule auch ohne Abitur zu erleichtern und das BAföG auszubauen.
Letzte Änderung: 21.09.2011