Stellungsnahme der IG Metall Bruchsal

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05.12.2012 In ihrer Stellungnahme zur beabsichtigten Standortschließung von Bruchsal verurteilt die IG Metall Bruchsal das Verhalten von NSN und fordert den Erhalt des Standortes in Bruchsal.

Hier die Stellungnahme der IG Metall Bruchsal im Wortlaut:
"Die IG Metall Bruchsal verurteilt die Entscheidung den Standort schließen zu wollen. Die Vorgehensweise spiegelt nicht die bisherige vertrauensvolle Zusammenarbeit von Arbeitgebern, Arbeitnehmern und Gewerkschaften wieder.
Die Geschichte des Standortes Bruchsal war bis in die 80er Jahre eine Erfolgsgeschichte. Sie war begleitet von stetigem Beschäftigungsaufbau. In Spitzenzeiten waren hier über 7000 Menschen beschäftigt und konnten so ihre Familien ernähren.
Ab den 80 Jahren begann der Abbau von Arbeitsplätzen am Standort Bruchsal.
Heute sind von ehemals 7000 Arbeitsplätzen noch 650 erhalten geblieben. Die letzten Reste eines ehemals großen Siemensstandortes. Die letzte Standortsicherungsvereinbarung hat gerade die Hälfte der Laufzeit hinter sich und wird schon von der Geschäftsführung in Pressemeldungen in Frage gestellt.
Die bisherigen Verzichte der Siemens, bzw. NSN-Beschäftigten haben nur zu Verzögerungen geführt, die jetzt beabsichtigte Schließung des Standortes aber nicht verhindern können. In den Jahren 2004 bis 2007 haben die Beschäftigten am Standort ca. 60 Mio. EUR eingebracht um den Standort zu retten. Und trotzdem wurden seither regelmäßig ca. alle zwei Jahre die Beschäftigten mit Entlassungen konfrontiert und Personal abgebaut.
Für die Stadt Bruchsal gehen ca. 10% der Arbeitsplätze im produzierenden Gewerbe verloren. Zudem fehlen jährlich 15 qualifizierte Ausbildungsplätze. Der Kaufkraftverlust in der Region wird erhebliche Auswirkungen vor allem auf den Einzelhandel haben.
Der Arbeitsmarkt wird nicht alle auffangen und in neue Beschäftigung bringen können. Zumal der Arbeitsmarkt an Dynamik verliert und die Arbeitslosenquote in der Region jetzt schon über dem Landesdurchschnitt liegt.
Auf welche Aussagen kann man sich bei NSN noch verlassen? 2010 wurde ein neues Konzept vorgestellt, welches 225 Arbeitsplätze kostete. Die Volumenproduktion wurde aufgegeben. Der Fokus auf die Stärken in Bruchsal gelegt: Hohe technische Kompetenz und die Eignung für komplexe Produkte wurden als Stärken herausgestellt. Ein Jahr später gibt es eine neue Strategie. Die Entscheidung aus der Festnetzsparte auszusteigen.
Laut einer Unternehmenssprecherin fühlt sich das Unternehmen nicht mehr an Standortsicherungsvereinbarung, die bis 2014 läuft, nicht mehr gebunden.
Die IG Metall Bruchsal hält die strategische Entscheidung des Vorstandes für falsch! Festnetz hat weiterhin Zukunft. Festnetz sichert weiterhin Arbeitsplätze. Nur leider nicht bei NSN in Bruchsal. Der Markt für Festnetzprodukte ist immer noch vorhanden. Sonst hätte sich für das Geschäftsfeld kein Käufer gefunden. Aber die Beschäftigten hat man jetzt auch noch die Gelegenheit genommen Aufträge für den Käufer zu fertigen, indem man die Maschinen verkauft hat und verlagert.
Die IG Metall fordert Auslastung für den Standort Bruchsal!
Der Standort hat bewiesen, dass er nicht nur Festnetzprodukte herstellen kann. Die Stärken von 2010 sind nach wie vor da. Die Beschäftigten können auch andere Produkte herstellen. Das Management hat es aber versäumt diesen Standort mit Aufträgen oder neuen Produkten zu versorgen und damit zu sichern. Die Kompetenzen sind vor Ort! Die Unfähigkeit und der Unwille den Standort auszulasten hat das Unternehmen seit Ende 2011 einen 2-stelligen Millionenbetrag gekostet.
Wir fordern die Rücknahme des Schließungsbeschlusses und die Einhaltung der Standortsicherungsvereinbarung!
Wir fordern ergebnisoffene Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern und der IG Metall über die Zukunft des Standortes. Wir fordern belastbare Zusagen des Managements. Wir wollen nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden. Das ist unakzeptabel! Wir wollen, so wie es das Gesetz vorsieht, rechtzeitig und umfassend über Planungen informiert werden und uns einbringen können. Es gibt Ideen den Standort weiter zu führen.
Kein Kerngeschäft ist auch Geschäft!
Die Mitarbeiter sind sauer! Sie müssen die Information erst noch verarbeiten, aber die gestrige Zurückhaltung wird nicht dauerhaft sein.
Für die IG Metall sind die Beschäftigten hier in Bruchsal keine reinen Zahlen und Personalkosten. Für uns ist mit jedem einzelnen Mitarbeiter ein persönliches Schicksal verbunden. Eine Familie und Kinder die dahinter stehen, Eltern die sich um die Kinder sorgen machen.
Die Bruchsaler Bürgerinnen und Bürger werden uns unterstützen. Schon jetzt erhalten wir Anfragen wann wir auf die Straße gehen. Der Zeitpunkt wird kommen!
Die IG Metall Bruchsal wird in enger Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat, unseren Mitgliedern und allen Beschäftigten versuchen eine Zukunft über 2014 hinaus für diesen Standort zu gestalten.
Wir werden diesen Standort nicht einfach aufgeben. Wir werden entweder mit erhobenem Haupt die Arbeit fortführen oder mit erhobenem Haupt den Kampf um unsere Existenzen aufnehmen. Unsere Kolleginnen und Kollegen können kämpfen und sie werden kämpfen. Die Kolleginnen und Kollegen haben nichts mehr zu verlieren!"
Bruchsal, den 29. November 2012

Letzte Änderung: 05.12.2012