Kögel Karlsdorf: Schließung durch gezieltes Ausbluten des Standortes

04.08.2002 Auf scharfen Protest der Belegschaft, des Betriebsrates und der IG Metall stößt die Absicht der Firmenleitung der Kögel - Fahrzeugwerke, den Zweigbetrieb in Karlsdorf zu schließen.

Bei der angeblich "länger geführten Standortdiskussion" des Vorstandes sind die Arbeitnehmer in keiner Weise einbezogen worden.

Es wurde in den vergangenen Jahren versäumt, zukunftsgerichtete Investitionen vorzunehmen. Der Betriebsrat und die IG Metall Bruchsal haben dies auf den vergangenen Betriebsversammlungen leider immer wieder vergeblich angemahnt.

Diese Versäumnisse müssen inzwischen als geplante Strategie angesehen werden, die Standortschließung nach einiger Zeit als zwangsläufig gegeben und unbedingt erforderlich ausgeben zu können. Von den Bemühungen zur Standortsicherung habe die Belegschaft in den letzten zwei Jahren jedenfalls kaum etwas bemerkt, es gäbe dahingehend keine umfassenden Konzepte zur Kostensenkung, so der Betriebsratsvorsitzende Alwin Bruckert.

Unter Bevorzugung anderer Standorte wurde damit der Werksteil in Karlsdorf offensichtlich von oben her bewusst ausgeblutet. Insbesonders der auch für Karlsdorf zuständige sächsische Betriebsleiter habe hier gezielte Vorarbeiten geleistet.

Einer der Gründe für die beabsichtigte Produktionsverlagerung nach Sachsen sei die Tatsache, dass dort 3 Stunden in der Woche länger bei geringeren Löhnen gearbeitet wird. Verhandlungen über eine Angleichung der Arbeitszeit habe der sächsische Arbeitgeberverband bei der letzten Tarifbewegung abgelehnt.

Im Wirtschaftsteil der BNN sei dies als der letzte Schritt einer neuen Standortstrategie bezeichnet worden, die ersten Schritte bestanden damit wohl in der Investitionsverweigerung der letzten 2 Jahre.

Die beabsichtigte Schließung sei eine Entscheidung nach Gutsherrenart, die von der Belegschaft und der IG Metall nicht tatenlos hingenommen wird, so der 1.Bevollmächtigte der IG Metall Bruchsal, Uwe Bordanowicz.

Die Arbeitnehmer fordern den Vorstand der Kögel AG und den Aufsichtsrat auf, einem "Moratorium" für 6 Monate zuzustimmen. In dieser Zeit soll einerseits nichts in Sachen beabsichtigter Schließung untergenommen werden, andererseits sollte die Belegschaft die Chance erhalten, wenn erforderlich auch mit externer Unterstützung, realistische Änderungs- und Einsparungsvorschläge vorzunehmen. Über weitere Beiträge zur Standortsicherung durch die Belegschaft erklärten der Betriebsrat und die IG Metall Verhandlungsbereitschaft.

Die regionale Öffentlichkeit, die Stadt Karlsdorf sowie die regionalen Politiker wurden ebenfalls aufgefordert, diese Positionen praktisch zu unterstützen.

Der Stadt Karlsdorf empfiehlt die IG Metall, aus praktischer Solidarität mit der Belegschaft die Umbenennung der Franz Xaver Kögel Straße in "Straße der Gewinnsucht" vorzunehmen.

Letzte Änderung: 21.11.2007