Zusammenfassung der Fernsehdiskussion auf dem Rathhausplatz Bruchsal
Gestern Abend fand auf dem Bruchsaler Rathausvorplatz eine im
Südwestfernsehen übertragene Diskussion statt zum Thema "Ist der Standort
Deutschland gefährdet? Arbeitsplätze ab ins Ausland?" .
An der Diskussionsrunde nahmen Teil:
- Uwe Bordanowicz, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Bruchsal
- Hubertus Engemann, Arbeitgeberverband Südwestmetall
- Bernd Doll, Oberbürgermeister Bruchsal
- Dr. Friedrich Heinemann, Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung
Die Moderation hatte Clemens Bratzler.
Bruchsal als Ort der Diskussion wurde gewählt, weil die Firmen Holzindustrie
und Siemens ICN planen, insgesamt ca. 1000 Arbeitsplätze ins Ausland zu
verlagern, wobei nochmals 1000 Stellen bei Zulieferbetrieben in der Region
zum Opfer fallen würden.
Uwe Bordanowicz, erster Bevollmächtigter der IG Metall Bruchsal, brachte zum
Ausdruck, dass die Firma Siemens eine Verantwortung gegnüber den Menschen in
der Region habe, da Sie hier auch Subventionen kassiert habe. Wenn die
Arbeitsplätze verlagert würden, handele Siemens gegen die Menschen. Das
halte er für unpatriotisch.
Wie ernst das Thema ist unterstrichen die ca. 200 betroffenen Metallerinnen und Metaller,
die ihren Unmut durch einige Wortbeiträge kund taten. So wurde
Jan Spengler (Vorsitzender der Jugend und Auszubildendenvertretung bei Siemens Bruchsal) gefragt,
ob er bereit wäre, seine Arbeitszeit bei gleichem Lohn zu verlängern. Er
meinte, er wäre bereit dazu, wenn die Manager genauso bereit wären, auch ihre
Gehälter zu senken. Es könne nicht sein, dass immer nur über die Löhne der
Arbeitnehmer diskutiert werde und die Arbeitgeber sich ihre Gehälter immer
weiter erhöhen. Nachdem die durchschnittlichen Stundenlöhne in Deutschland
auf 30 Euro die Stunde geschätzt wurden meinte eine Siemens Mitarbeiterin,
sie bekomme nicht einmal die Hälfte dieser 30 Euro. Die Zahl sei überhöht.
Auf den Stundenlohn von einem Euro in China, wohin die Arbeitsplätze
verlagert werden sollen, sagte die Kollegin, dort zahle man auch keine 500 -
600 Euro Miete und auch keine 4 Euro für einen Laib Brot, dort sei es
billiger!
Der Oberbürgermeister der Stadt Bruchsal Bernd Doll teilte mit, dass er sich
solidarisch mit den Beschäftigten erkläre und alles tun würde, damit die
Arbeitsplätze in der Region gehalten werden können. Ansonsten hätte dies
Auswirkungen auf die Region die jeder Metzger, jede Bäckerei und
jedes kleine Geschäft spüren würde. Er äußerte sich positiv über die
Gesprächsbereitschaft der Siemensführung.
Letzte Änderung: 21.11.2007