Dräxlmaier in Emden: Belegschaft fordert massiv Tarifvertrag zur Arbeitsplatzsicherheit

18.05.2004 Fa. Dräxlmaier, zu der auch die Fa. Holzindustrie Bruchsal gehört, will Produktion von Kabelbäumen von Emden nach Polen verlegen. Belegschaft schließt Streik nicht aus.

Emden, 17. Mai 2004

Zur Pressekonferenz der IG Metall Emden

Belegschaft von Dräxlmaier fordert Tarifvertrag bei Produktionsverlagerung nach Polen

Mitte Februar informierte die Geschäftsleitung den Betriebsrat erstmalig über die geplante Verlagerung der kompletten Produktion von Emden nach Polen. In der Kabelproduktion für den VW Passat sind bei Dräxlmaier in Emden somit bis zu 160 Arbeitsplätze bedroht. Die Pressemitteilung von Dräxlmaier 40 Arbeitsplätze in Emden zu erhalten halten IG Metall und Betriebsrat für eine Finte. Nach Aussagen der Geschäftsführer beim Gespräch mit Fritz Dräxlmaier in Vilsbiburg ist die Zahl von 40 Arbeitsplätzen keineswegs gesichert. Bisher verweigerte das Unternehmen auch die Herausgabe von Daten und Informationen, mit denen der Betriebsrat eigene Konzepte zur Sicherung der Arbeitsplätze erarbeiten kann.

Alle Versuche des Betriebsrates und der IG Metall in Gesprächen die Firma Dräxlmaier zu einer Änderung ihrer unternehmerischen Entscheidung zu bewegen hatten bisher keinen Erfolg. Auch die Unterstützung der Politik und des Betriebsrates von VW konnte die Entscheidung bisher nicht zugunsten der Arbeitsplätze in Emden beeinflussen. Das politische Ziel, der Erhalt der Arbeitsplätze in Emden, und die Bemühungen dies in Gesprächen und Verhandlungen zu erreichen bleibt für die IG Metall bestehen und hat Priorität.

Der Betriebsrat wird seine ihm nach dem Betriebsverfassungsgesetz zustehenden Rechte in bezug auf einen Interessenausgleich und Sozialplan ausschöpfen.

Parallel dazu hält die IG Metall eine tarifliche Sicherung der Interessen ihrer Mitglieder für notwendig. Der Tarifvertrag soll für den Fall gelten, dass es am Standort Emden zukünftig zu Produktionsverlagerungen bzw. Stilllegungen und Entlassungen kommen.

Am Freitag, den 07.05.2004 entschied sich auf einer IG Metall Mitgliederversammlung die Belegschaft von Dräxlmaier einstimmig für diesen Weg und wählte eine 15-köpfige betriebliche Tarifkommission.

Nach Beratung und Beschlussfassung in unserer betrieblichen Tarifkommission fordern wir für unsere Mitglieder folgende tarifvertragliche Regelungen:

1. Für Beschäftigte, die betriebsbedingt gekündigt werden, gilt eine Grundkündigungsfrist von drei Monaten zum Quartalsende. Die
Grundkündigungsfrist verlängert sich um jeweils zwei Monate für jedes volle Jahr des Bestehens des Arbeitsverhältnisses.

2. Beschäftigte, die betriebsbedingt gekündigt werden, haben nach Ablauf der Kündigungsfrist Anspruch auf Qualifizierungsmaßnahmen für bis zu 24 Monate unter Fortzahlung eines Unterhaltsgeldes in Höhe der bisherigen Vergütung. Die Firma trägt die Kosten der Qualifizierungsmaßnahmen.

3. Zur Milderung der mit dem Verlust des Arbeitsplatzes verbundenen Nachteile erhalten die aus Anlass der Betriebsänderung ausscheidenden Beschäftigten eine Abfindung in Höhe von zwei Monatseinkommen pro Beschäftigungsjahr, zuzüglich Erhöhungsbetrag für Unterhaltsverpflichtungen und Schwerbehinderung/Gleichstellung.

Die Aufstellung weiterer Forderungen behalten wir uns vor.

Die IG Metall fordert Dräxlmaier auf, unverzüglich in Tarifverhandlungen einzutreten und dies bis zum 27.5.2004 zu bestätigen.

INDUSTRIEGEWERKSCHAFT METALL
Verwaltungsstelle Emden
Wilfried Alberts
1. Bevollmächtigter

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Markus Paschke
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Letzte Änderung: 21.11.2007