Pressenhersteller Schuler

Vorschaubild

28.08.2015 "Den Standort erhalten - sonst wird es teuer" Die IG Metall Bruchsal will für das traditionsreiche Schuler-Werk in Waghäusel kämpfen.

"Den Standort erhalten - sonst wird es teuer"
Die IG Metall Bruchsal will für das traditionsreiche Schuler-Werk in Waghäusel kämpfen.
Von unserem Redaktionsmitglied Dirk Neubauer
Waghäusel/Göppingen. Dass der weltgrößte Pressenhersteller Schuler nicht zur Ruhe kommt, ist für den Ersten Bevollmächtigten der IG Metall Bruchsal, Eberhard Schneider, nicht überraschend. "Überraschend ist aber, dass das komplette Werk in Waghäusel geschlossen werden soll." So hat es Konzernchef Stefan Klebert nach der gestrigen Aufsichtsratssitzung des Göppinger Konzerns, der inzwischen mehrheitlich zur österreichischen Andritz-Gruppe gehört, gestern angekündigt. Bis Ende 2017 soll die Produktion in Waghäusel - ein Traditionsstandort seit 1946 - dicht gemacht werden.
Gewerkschafter Schneider sagte gestern gegenüber dieser Zeitung, an diesem Wochenende mit dem Betriebsrat in Klausur gehen zu wollen. Ziel sei es, den Standort doch noch zu erhalten und der Konzernleitung ein Alternativkonzept zu bieten. Schneider erwartet harte Verhandlungen. Sollte das Unternehmen bei seiner Entscheidung bleiben, "wird es teuer", spricht er Abfindungsregelungen an. Nach Schneiders Angaben arbeiten bei Schuler in Waghäusel knapp 500 Mitarbeiter.
Von der Schließung der Werke Waghäusel, Netphen (Nordrhein-Westfalen) und Weingarten bei Ravensburg sind nach Unternehmensangaben mittelfristig rund 450 Arbeitsplätze betroffen. "Schuler wird versuchen, diese Maßnahmen soweit wie möglich sozialverträglich umzusetzen", so das Unternehmen. Dabei wolle man auch den Wechsel an andere Konzernstandorte anbieten. An allen drei betroffenen Standorten blieben Außenmontage, Inbetriebnahme und Service erhalten.
Das Unternehmen begründet seine Entscheidung damit, dass die Herstellung im Ausland - konkret in China und Brasilien - immer wichtiger werde. Außerdem würden zunehmend auch andere Produkte nachgefragt. So stellt Schuler mittlerweile auch Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnräder und Großrohre her. In Deutschland will sich das Unternehmen auf die Neumaschinenfertigung in Erfurt und Göppingen konzentrieren. Der Umbau der Produktion werde laut Plan in diesem Jahr etwa 55 Millionen Euro kosten. Letztlich sollen aber pro Jahr 30 bis 35 Millionen Euro eingespart werden.
Baden-Württembergs IG Metall-Landeschef Roman Zitzelsberger übte an der Entscheidung Kritik. In Waghäusel und Weingarten steckten viel Kompetenz und Know-how, die der Konzern brauche. Schuler hatte bereits in den zurückliegenden Jahren Stellen abgebaut.
Schuler will in diesem Jahr mit aktuell 5 400 Mitarbeitern wieder einen Umsatz auf dem Vorjahresniveau von 1,18 Milliarden Euro erzielen. Das operative Ergebnis soll ebenfalls "das gute Vorjahresniveau erreichen", teilte das Unternehmen mit.
Zeitungsbericht von der BNN -Wirtschaftsteil vom 27.August 2015

Letzte Änderung: 28.08.2015