Schuler in Waghäusel

Vorschaubild

21.01.2016 300 Teilnehmer bei Protestkundgebung in Waghäusel gegen Pläne zur Produktionsschließung bei Schuler. "Funktionierendes Gefüge ohne Not zerschlagen" Zeitungsbericht der BNN Bruchsal vom 20.01.2016

Badische Neueste Nachrichten | Bruchsaler Rundschau | BRUCHSAL | 20.01.2016
Stefan Klebert müssten gestern Nachmittag die Ohren geklingelt haben. Der Vorstandsvorsitzende der Schuler AG, aus Arbeitnehmersicht Hauptverantwortlicher für die angekündigte Entlassung von voraussichtlich mehr als 150 qualifizierten Mitarbeitern beim früheren Vorzeigeunternehmen SMG in Wiesental, wurde bei einer Protestkundgebung erwartungsgemäß zum Sündenbock gestempelt.

An der bisher größten Demonstration gegen die angekündigte Schließung der Produktion und Ausbildung am Schuler-Standort Waghäusel beteiligten sich insgesamt etwa 300 direkt Betroffene, viele SMG-Rentner sowie zahlreiche Bürgerinnen und Bürger.

Eingeladen hatte die IG Metall Bruchsal-Bretten, wobei der Bezirksleiter Baden-Württemberg, Roman Zitzelsberger, bereits vor dem Werksgelände die Firmenpolitik des weltweit agierenden Unternehmens geißelte. Kein Verständnis zeigte der Gewerkschaftler, dass bei Schuler künftig die Produktion und die Entwicklung der hydraulischen Pressen getrennt werden sollen. An dem Protestmarsch vom Werk in der Mannheimer Straße zum Wiesentaler Stadtpark beteiligte sich auch Waghäusels Oberbürgermeister und Landtagsabgeordneter Walter Heiler. Der SPD-Politiker tadelte die Konzern-Verantwortlichen, "die ein unnötig hohes Risiko eingingen, wenn sie ein bestehendes und gut funktionierendes Gefüge ohne Not zerschlagen und nach China verfrachten würden." Dabei melde China derzeit bekanntlich das niedrigste Wachstum seit 1990. "Der ganz große Boom scheint dort endgültig vorbei zu sein", betonte Walter Heiler. In einer sehr emotionalen Rede lobte der Rathauschef in Anwesenheit des SPD-Landtagskandidaten Markus Rupp die hervorragende und innovative Arbeit, die seit mehr als 60 Jahren in dem Waghäuseler Werk geleistet werde. "Und das alles wird mit einem Federstrich zunichtegemacht", so OB Heiler.

Für die Katholische Arbeiterbewegung (KAB), die zusammen mit den örtlichen Parteien und der Firma Wiesentaler Mineralbrunnen für das leibliche Wohl sorgte, sprach die Diözesanverbandsvorsitzende Maria Baur. "Durch die Schließung der Ausbildungsstätte wird hier die Zukunft und Hoffnung vieler junger Menschen zerstört", bedauerte sie. Rainer Mail, Betriebsratsvorsitzender der SEW-Eurodrive in Bruchsal, erklärte ebenso seine Solidarität wie Rainer Wacker von der Gewerkschaft IG Metall Bruchsal. Ausgesprochen kämpferisch präsentierten sich die Schuler-Betriebsräte Thomas Bohlender und Marco Östringer, die Geschlossenheit demonstrierten und gegenüber der Konzernleitung betonten: "Ihr kriegt uns nicht mundtot." (Die Bruchsaler Rundschau berichtete.)

Letzte Änderung: 20.01.2016